Meine Brüder, was nützt es, wenn einer sagt, er habe Glauben, aber es fehlen die Werke? Kann etwa der Glaube ihn retten? Wenn ein Bruder oder eine Schwester ohne Kleidung ist und ohne das tägliche Brot und einer von euch zu ihnen sagt: Geht in Frieden, wärmt und sättigt euch!, ihr gebt ihnen aber nicht, was sie zum Leben brauchen - was nützt das?
So ist auch der Glaube für sich allein tot, wenn er nicht Werke vorzuweisen hat. Nun könnte einer sagen: Du hast Glauben, und ich kann Werke vorweisen; zeig mir deinen Glauben ohne die Werke, und ich zeige dir meinen Glauben aufgrund der Werke.
Du glaubst: Es gibt nur den einen Gott. Damit hast du recht; das glauben auch die Dämonen, und sie zittern. Willst du also einsehen, du unvernünftiger Mensch, dass der Glaube ohne Werke nutzlos ist?
Wurde unser Vater Abraham nicht aufgrund seiner Werke als gerecht anerkannt? Denn er hat seinen Sohn Isaak als Opfer auf den Altar gelegt. Du siehst, dass bei ihm der Glaube und die Werke zusammenwirkten und dass erst durch die Werke der Glaube vollendet wurde. So hat sich das Wort der Schrift erfüllt: Abraham glaubte Gott, und das wurde ihm als Gerechtigkeit angerechnet, und er wurde Freund Gottes genannt.
Ihr seht, dass der Mensch aufgrund seiner Werke gerecht wird, nicht durch den Glauben allein.
Wurde nicht ebenso auch die Dirne Rahab durch ihre Werke als gerecht anerkannt, weil sie die Boten bei sich aufnahm und dann auf einem anderen Weg entkommen ließ?
Denn wie der Körper ohne den Geist tot ist, so ist auch der Glaube tot ohne Werke.
Das wäre ein komischer Glaube, der keine Konsequenzen hätte. Alles, was ich glaube, hat Konsequenzen.
Was ich über die Menschen glaube, ist wichtig: angenommen, ich glaube, dass eigentlich alle Menschen Konkurrenten sind. Dann werde ich mich so verhalten, als ob alle Menschen Konkurrenten sind. Ich versuche, besser zu sein als die anderen. Wenn jemand anders es auch versucht, dann sage ich: Ich habe es ja gewusst. Wenn jemand zu meinen Gunsten auf etwas verzichtet, dann denke ich: das ist ein Trick, der will mich reinlegen, damit er mich besser übertrumpfen kann.
Ich werde mich so verhalten, dass ich auf alle Fälle die Chance wahre, möglichst gut zu sein. Alle Menschen sind ja Konkurrenten.
Angenommen, ich glaube das Gegenteil: dass eigentlich alle Menschen freundlich zueinander sind. Dann werde ich anderen die Zusammenarbeit anbieten. Ich werde es für natürlich halten, wenn jemand gerne mit mir zusammenarbeitet – und ich werde es merkwürdig finden, wenn jemand unbedingt besser sein will. „Warum, was bringt das? Das gemeinsame Ergebnis zählt doch!“
Ich werde auf alle Fälle alle Türen zum Zusammenarbeiten offen halten. Eigentlich sind die Menschen ja kooperativ, oder?
Was glauben Sie über die Menschen? Was glaubt ihr über die Menschen?
Was ich über mich glaube, ist wichtig: Angenommen, ich glaube, dass ich eigentlich dumm bin. Viele haben mir gesagt: das verstehst du nicht – dann glaube ich es irgendwann. Wenn dann etwas passiert, was ich nicht verstehe, dann denke ich: na klar, ich bin ja dumm – und ich versuche nicht, es zu verstehen.
Vielleicht geht es mir aber anders. Wenn ich früher etwas nicht verstanden habe, dann hat mir jemand versucht, das zu erklären. Er hat geglaubt, dass ich die Dinge eigentlich verstehen kann – also habe ich angefangen, sie zu verstehen. Natürlich begegnen mir immer auch Dinge, die ich nicht verstehe. Aber, dann denke ich: wenn ich überlege und mir Mühe gebe, dann verstehe ich sie irgendwann – ich lerne daran.
Das waren natürlich Extrembeispiele. Wahrscheinlich liegt ihr in der Mitte. Gut ist es, wenn man umschalten kann: zwischen Wettkampf und Zusammenarbeit – ihr wisst so ungefähr, was ihr könnt und was ihr nicht könnt. Aber in jedem Fall gilt: was ich glaube, hat Konsequenzen.
In der Bibel ist vom christlichen Glauben die Rede. Was glaubt man da? Und vor allem: was hat das für Konsequenzen? Was folgt aus dem christlichen Glauben für das Handeln?
Ich möchte das mit Euch und mit Ihnen praktisch ausprobieren. Wir sprechen ja gleich das Glaubensbekenntnis. Ich bitte euch jetzt, jeden der drei Teile einmal zu denken – in Ruhe, einen Moment lang und zu spüren; wie verändert sich dabei mein Blick auf die Welt, auf die Menschen, denen ich begegne.
Dazu bitte ich Euch: Stellt euch eine Situation vor Augen, wie sie in eurem Leben vorkommt, Für Euch Konfirmanden, vielleicht eine Situation in der Schule, im Unterricht oder in der Pause. Für die Berufstätigen vielleicht eine Situation bei der Arbeit – oder auch zu Hause. Für alle: eine Situation, wie sie in Eurem Leben vorkommt. Am besten eine Situation, in der ihr euch entscheiden könnt. Ich könnte zum Beispiel eine Dienstbesprechung nehmen.
Stellt euch die Situation, die Szene gut vor Augen, die Menschen, die Gegenstände, die da sind. Vielleicht hört ihr Töne, vielleicht gibt es einen typischen Geruch.
Und jetzt denkt bitte: ich glaube an Gott den Vater (natürlich könnt ihr auch Mutter denken). Gott hat alles geschaffen. In der Bibel steht: er fand es gut, was er gemacht hatte. Guckt auf die Szene und denkt: Ich glaube an Gott, den Vater.
Was geschieht? Was ändert sich? Die Szene bleibt, aber jetzt erinnere ich mich daran, dass ich an Gott glaube..
Nehmt noch einmal die Szene, stellt sie euch vor Augen. Und jetzt denkt: Ich glaube an Jesus Christus. Der hat Menschen berührt, geheilt, ihnen Hoffnung gemacht. Der hat sie so lieb gehabt, dass er für sie am Kreuz gestorben ist, für mich, für alle.
Was geschieht? Was ändert sich?
Und als drittes: Ich glaube an den heiligen Geist .
Der heilige Geist schenkt den Menschen in der Bibel Energie.Sie bekommen Kraft, das zu tun, was dran ist. Der Geist kommt zu Pfingsten über die Jünger in Jerusalem – sie predigen so, dass alle sie verstehen. Das braucht Mut und die richtigen Worte.
Der Geist kommt bei der Taufe über Jesus. Er beginnt zu heilen und das Reich Gottes zu verkündigen.
Was ändert sich, wenn ich denke: ich glaube an den heiligen Geist? Wieder im Vergleich mit der Szene, die ich mir vorstelle.
Was hat sich für geändert? Für mich vor allem: die Menschen um mich herum sind ein bisschen anders geworden, wenn es Gottes Kinder und Geschwister von Jesus und Menschen, bei denen der heilige Geist sein könnte.
Wenn ich mir das vor Augen stelle, dann leuchtet es ein, was Jakobus sagt: Es passt nicht, wenn einer zu mir kommt ohne Kleidung, ohne das tägliche Brot und ich sage: Geh in Frieden, wärme und sättige dich!
Das wäre ein abgeschnittener Glaube. Als ob ich es eigentlich nicht richtig glauben kann. Als ob ich am Ende doch denke: es ist schlauer, egoistisch zu sein. Als ob Gott doch nicht da ist.
Wobei man sagen muss: So ein abgeschnittener Glaube gehört mit zur Realität. Mein Glaube ist so oft vom Unglauben durchsetzt. Was kann mir helfen?
Helfen könnte: wenn ich mich oft an das Glaubensbekenntnis erinnere. Ich kann mir zwischendrin sagen: Doch, eigentlich glaube ich an Gott, den Schöpfer; an Jesus, der heilt und mich herausfordert, an den heiligen Geist, der mir Kraft und die richtigen Worte schenkt. Mit der Bitte, dass Gott meinen Glauben stärkt. Damit es mir gelingt, auch entsprechend zu handeln.