Erzählpredigt über die Versuchungsgeschichte am Sonntag Invokavit 9. März 2014

 

Simon war auf dem Weg nach Haus. Den Tag hatte auf dem Feld gearbeitet. Er überlegte: soll ich noch einmal Andreas, zu meinem Onkel, gehen? Sonst ging er gerne hin. Heute war er sich nicht sicher.

 

Doch der Onkel hatte ihn schon gesehen. „Was ist denn?“ rief, „kommst du heute nicht? Stimmt etwas nicht?“

 

„Doch, eigentlich schon“, antwortete Simon, „aber manchmal möchte ich viel mehr können. Zum Beispiel Brot machen. So viele im Dorf haben Hunger. Alle geben sich Mühe, aber es ist nicht genug zu Essen da.

 

Und die Römer und nehmen uns auch davon noch etwas weg. Warum ist es in der Welt so ungerecht?

 

Und dann kommt noch Michael und sagt: „Du glaubst doch an Jesus. Du sagst doch: er hilft euch. Ich kann davon nichts sehen!“

 

Wenn er das sagt, dann wünsche ich mir, dass ich zaubern könnte. Jesus kommt mit ein paar Engeln. Die vertreiben die Römer. Die machen, dass das Korn wächst und alle genug zu essen haben! Wünscht du dir das nicht auch manchmal?“

 

„Doch,“ antwortet Andreas, „Das wünsche ich mir manchmal auch. Vielleicht hat es sich ja sogar Jesus selbst manchmal gewünscht. Ich will dir eine Geschichte erzählen.

 

Das war, bevor Jesus öffentlich gepredigt hat. Er hat Zimmermann gelernt, bei seinem Vater, bei Joseph. Und er hat gespürt: das ist es nicht, was Gott von mir will. Eigentlich soll ich etwas anderes tun. Eigentlich soll ich den Menschen von Gott erzählen. Das brauchen die. Und ich kann es.

 

Denn eins wusste er ganz sicher: Gott hält zu mir. Aber er hat sich gefragt: was soll ich genau tun? Wie soll ich es machen?

 

Da ist er in die Wüste gegangen. Da wo kein Mensch ist. „Da kann ich allein für mich überlegen,“ hat er sich gedacht. „Da stört mich keiner. Da kann ich zu Gott beten. Da verstehe ich vielleicht, was ich genau tun soll.“

 

In der Wüste gibt es nichts zu essen. „Das ist nicht schlimm,“ hat Jesus überlegt. „Ich werde fasten – gar nichts essen oder nur ein kleines bisschen, ab und zu etwas trinken. Dann kann ich besser nachdenken.“

 

Jesus ging in die Wüste“ erzählte Andreas weiter. 40 Tage und 40 Nächte war er da.“

 

„40 Jahre war das Volk Israel auch in der Wüste – dann hat Gott in das Land geführt, das er ihnen versprochen hatte.“ sagt Simon.

 

„Genau,“ sagte Andreas, „und die große Sintflut hat auch 40 Tage gedauert – aber hör, wie die Geschichte weiter geht:

 

Nach 40 Tagen und 40 Nächten hatte Jesus Hunger. Da kam der Versucher zu Jesus. Ich weiß nicht, ob er ihn gesehen hat, aber es kam Jesus vor, als ob einer zu ihm reden würde.

 

Er hörte ihn sagen: „Du bist doch Gottes Sohn. Du kannst doch alles machen. Du hast Hunger. Du könntest aus den Steinen hier Brot machen. Dann hast du zu essen. So viele Steine sind da. Du könntest Brot für alle machen. Dann wärst du der König!“

 

„Und,“ fragte Simon, „hat er ja gesagt?“

 

„Nein. Er hat einen Satz aus der Bibel gesagt. Jesus kannte ja die Bibel genau. Er hat gesagt: Da steht geschrieben: der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das Gott sagt.“ Ich bin hier, um auf Gott zu hören, hat Jesus gesagt, nicht um satt zu werden.“

 

„Aber wenn er ja gesagt hätte? Dann hätten wir alle zu essen!“

 

„Der Versucher hat es noch einmal versucht.“ erzählt Andreas weiter. „Er hat Jesus fortgetragen und auf den höchsten Turm im Tempel gestellt. Dann hat er gesagt: Du könntest herunterspringen. Alle würden sehen, dass du der Größte bist. Und dir würde nichts passieren.

 

Du bist ja Gottes Sohn. In der Bibel steht: Gott holt seine Engel, sie fangen dich auf, sie tragen dich auf Händen. Du wirst nicht an einen Stein stoßen.“

 

„Was hat denn Jesus da gesagt?“

 

„Er hat geantwortet: Es steht geschrieben: „Du sollst Gott deinen Herrn nicht versuchen.“ Ich glaube, Gott hätte ihm schon geholfen. Aber er sollte ein normaler Mensch sein, kein Supermann.

 

Aber der Teufel hat es noch einmal versucht. Mit einmal war es, als ob Jesus alles von oben sehen konnte, alle Länder auf der Erde. Und dann hat er gesagt: Das alles kannst du bekommen und König werden über die ganze Welt. Keiner darf dir mehr befehlen und du kannst allen befehlen. Das schenke ich dir, wenn du dich auf mich verlässt und mich anbetest.

 

Nein, hat Jesus da geantwortet, das mache ich nicht. In der Bibel steht: du sollst Gott allein vertrauen und ihn anbeten.

 

Siehst du,“ sagt Andreas, „wenn Jesus ja gesagt hätte, dann ginge es uns Christen jetzt anders. Dann würden wir wohl regieren mit ihm. Dann wären wir vielleicht die großen Herren.

 

Aber so einer war Jesus nicht. So einer wollte er nicht sein. Er wollte ein Mensch sein wie wir.“

 

Simon dachte nach. Dann sagte er:

 

„Vielleicht, hat Jesus in der Geschichte gar nicht nur mit dem Teufel geredet.“

 

„Mit wem denn noch“, fragte Andreas.

 

„Mit Gott“

 

„Das habe ich noch nie gehört“, sagte Andreas. „Aber es könnte sein. Was, meinst du, haben die beiden miteinander geredet?“

 

„Mmm,“ sagte Simon, „lass mich überlegen. Bei dem Brot, da könnte Jesus Gott gefragt haben: soll ich das machen? Ich habe Hunger, die Menschen haben Hunger, wäre das nicht gut?

 

Und vielleicht hat Gott geantwortet: Ich finde, die Menschen sollen teilen. Da wächst genug auf der Erde für alle. Die Menschen brauchen eigentlich nicht noch mehr Brot. Sie brauchen Gerechtigkeit.

 

Und bei dem Turm, da könnte Jesus Gott auch fragen: Sag mal, soll ich das nicht machen? Dann würden die Menschen sehen, dass du wirklich mächtig bist, wenn ich vom Turm springe und dich mich auffängst.

 

Und vielleicht hat Gott dann geantwortet: Die Menschen können schon jetzt sehen, wie mächtig ich bin. Guck dir eine Pflanze an, wie schön sie gewachsen ist, guck dir die Sonne an: sie ist so hell und warm. Sie ist so warm, dass es gut ist, dass sie so weit weg ist, sonst würden wir verbrennen. Die Welt ist doch schön gemacht – das können die Menschen sehen,. Die brauchen keinen Engel, der ihnen das zeigt.

 

Und als er die ganzen Königreiche gesehen hat Vielleicht hat Jesus da auch gefragt: „Soll ich das nicht machen? Ich könnte gerecht herrschen. Die bösen Könige würde ich absetzen. Gute Leute würde ich einsetzen.“

 

„Und was hätte Gott da wohl gesagt?“ fragte Andreas.

 

„Vielleicht hat er gesagt: ich möchte, dass du anders regierst, als die Könige. Nicht mit Gesetzen und Strafen. So, dass sie es selbst lernen. Dass sie selbst miteinander in Frieden leben.“

 

„Ja“, sagte Andreas. „Ich glaube, du hast Recht. Ich glaube, eigentlich haben Gott und Jesus miteinander geredet in dieser Geschichte.

 

Vielleicht redet Gott ja auch mit dir, wenn du gerne viel können möchtest. Was er dir wohl sagt?“