Predigt am 2. Advent über Offenbarung 3, 7- 11 8. Dezember 2013

 

7Und dem Engel der Gemeinde in Philadelphia schreibe: So spricht der Heilige, der Wahrhaftige, der den Schlüssel Davids hat; der öffnet, und niemand wird schließen; der schließt, und niemand öffnet:

 

8 Ich kenne deine Werke. Siehe, ich habe vor dir eine Tür aufgetan, die keiner wieder schließen kann. Du hast zwar nur wenig Kraft, aber du hast mein Wort bewahrt und meinen Namen nicht verleugnet. 9 Siehe, ich will dir einige aus der Synagoge des Satans geben, einige von denen, die sagen, sie seien Juden, und es nicht sind, sondern nur lügen. Siehe, ich werde sie dazu bringen, dass sie kommen und zu deinen Füssen beten, und sie sollen erkennen, dass ich dich geliebt habe. 10 Weil du mein Wort bewahrt hast, das dir die Kraft gibt, auszuharren, werde auch ich dich bewahren in der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird, die Erdenbewohner zu versuchen. 11 Ich komme bald. Halte fest, was du hast, damit niemand dir die Krone wegnimmt.

 



 

Maranatha, das ist eines der Grundgebete der Christen, lieber Herr komm bald! Ganz besonders in der Adventszeit. Vielleicht können das Kinder am Besten verstehen, die sich auf Weihnachten freuen, auf die Geschenke und das große Fest.

 

Es gibt ja Zeiten, da spürt man das nicht so, wie man Gott braucht. Da kommt einem die Welt ganz in Ordnung vor. Im Sommer, wenn es warm ist. Summertime, and the living is easy heißt es im Lied: es ist Sommer und das Leben ist leicht. Damit ist allerdings ein Sommer noch weiter im Süden gemeint, in den Südstaaten der USA. Da hat man das Gefühl: es ist alles da, was ich zum Leben brauche. Die Natur stellt alles zur Verfügung.

 

Aber jetzt: jetzt werden die Tage immer kürzer und kälter noch 14 Tage lang bis zur Wintersonnenwende. Und wir brauchen doch die Sonne so nötig zum Leben.

 

Genau so, haben die Christen gesagt, genauso brauchen wir Jesus. Er soll endlich kommen und die Welt regieren.

 

Wir brauchen ihn, weil zu viel Ungerechtigkeit herrscht. Am Donnerstag ist Nelson Mandela gestorben. Was hat ihn so groß gemacht? Dass er für Gerechtigkeit gekämpft hat. Das war bitter nötig. In Südafrika gab es Apartheid – die Mehrheit der Menschen hatte keinen Einfluss, weil sie die dunkle Haut hat. Apartheid hat geherrscht, Trennung nach Hautfarbe. Macht hatten nur die wenigen Weißen.

 

Sie haben Nelson Mandela ins Gefängnis gesetzt, er hat durchgehalten. Er wurde der erste schwarze Präsident von Südafrika. Und er hat etwas Großartiges geschafft: jetzt nicht die Weißen zu bekämpfen, die ihn so schlecht behandelt hatten, sondern ihnen die Hand zu reichen zur Versöhnung. So nötig haben wir den Kampf für Gerechtigkeit.

 

Wir brauchen ihn, weil so viel Krankheit herrscht. Menschen werden krank und sterben zu früh. Manchmal spricht man ja immer noch von den Ärzten als Halbgöttern in Weiß. Natürlich weiß man, dass es nicht stimmt. Ärzte sind Menschen, ihre Mittel Krankheiten zu heilen, sind manchmal nicht besonders gut.

 

Dass man so von ihnen redet zeigt: so nötig haben wir Gesundheit. Jesus sollte bald kommen.

 

Wir brauchen ihn, weil Menschen nicht wissen, worauf sie in ihrem Leben hinaus sollen. Sie erkennen den Sinn ihres Lebens nicht, die Richtung. Wenn Menschen Jesus begegnet sind, dann wurde ihnen dieser Sinn klar, dann bekam ihr Leben eine Richtung. Maranatha, lieber Herr komm bald.

 

Johannes schreibt den Gemeinden in der heutigen Türkei. Sie sind bedrängt. Sie spüren das besonders: Jesus muss bald wieder kommen! So geht es nicht mehr lange weiter!

 

Johannes schreibt im Namen von Jesus: Ich komme bald. Haltet durch, schreibt er den Christen. Halte fest, was du hast, damit dir niemand die Krone wegnimmt.

 

Was ist das, was die Christen festhalten sollen?

 

Johannes schreibt: Du hast zwar nur wenig Kraft, aber du hast mein Wort bewahrt und meinen Namen nicht verleugnet.

 

Das ist die Aufgabe der Christen: sein Wort bewahren. Zu seinem Namen stehen.

 

Sein Wort bewahren – da denke ich an das, was Jesus gepredigt hat. Zum Beispiel an die Bergpredigt. Zum Beispiel an die Seligpreisungen:

 

5Selig die Gewaltlosen –

 

sie werden das Land erben.

 

6Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit –

 

sie werden gesättigt werden.

 

7 Selig die Barmherzigen –

 

sie werden Barmherzigkeit erlangen.

 

Wenn wir daran festhalten, wie werden die Menschen reagieren? „Was redest du da?“ könnten sie antworten.

 

Das Erdreich besitzen doch nicht die Sanftmütigen! Das besitzen die großen Konzerne, und die gehen überhaupt nicht sanftmütig vor, sondern äußerst aggressiv.

 

Und die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit, die werden weiter hungern und dürsten. Denn die, die etwas haben, die werden immer reicher und die Armen werden immer ärmer. Nichts mit mehr Gerechtigkeit.

 

Die Barmherzigen werden Barmherzigkeit erlangen – nein, das glauben wir nicht. Die Mächtigen werden zu denen barmherzig sein, von denen sie sich etwas erhoffen.

 

Das wird die Christen nicht beliebt machen, wenn sie die Worte von Jesus aufbewahren.

 

Zu seinem Namen stehen – für die Christen damals war das ein großes Risiko. Sie konnten ins Gefängnis geworfen werden. Sie waren – je nachdem, wer gerade römischer Statthalter war – mit dem Tod bedroht. Da zu sagen: doch, ich glaube an Jesus Christus, das war schon ein Risiko.

 

Heute ist es eher auf eine andere Weise ein Risiko. Wenn man sagt: Ich glaube an Jesus Christus, dann wird man komisch angeguckt. „Was ist denn das für ein komischer Vogel“, denken die Leute.

 

Und wenn man dann sogar sagt: ich glaube, dass Jesus der Herr ist – dann ist das noch komischer. Im Glaubensbekenntnis sagen wir es ja: sitzend zur Rechten Gottes. Er regiert. Er ist Premierminister der Welt.

 

Im Gottesdienst kann ich das vielleicht auch noch sagen. Aber im täglichen Leben, da wird es schnell merkwürdig. Was heißt denn dass, das Jesus der Herr ist? Wo sieht man denn, dass er regiert? Da kommen so ähnliche Fragen wie vorhin bei dem Vaterunser.

 

Das sind ja die normalen Fragen, die kommen, wenn wir sagen: Jesus ist der Herr. Und genau das tun die Christen in Philadelphia: am Namen Jesu festhalten. Sie haben keine große Kraft, sagt Johannes, aber dazu reicht es. Das tun sie.

 

Das mit der Kraft ist wichtig. Denn: es kommt darauf an, die eigene Kraft richtig einzuschätzen. Ich kann mal über das Limit gehen bei meiner Kraft, aber eben nicht lange. Wie im Sport: wenn ich eine lange Strecke laufe oder mit dem Fahrrad fahre, dann muss ich meine Kraft so einteilen, dass ich am Ende ankomme. Der erste Marathonläufer ist am Ziel tot zusammen gebrochen. Aber man kann so weit laufen – man muss es nur langsam genug tun.

 

Johannes sagt: du hast nur wenig Kraft. Für mich klingt das danach: die Christen in Philadelphia sind auf Ausdauer eingestellt, nicht auf viel Energie auf kurze Zeit, sondern auf Energie, die sie durchhalten können.

 

Aber das ändert nichts daran. Auch eine kleine Kraft kommt einmal an ihr Ende. Er muss kommen!

 

Die Bitte bleibt: Marantha – oder, im Vaterunser: Dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.

 

Dein Name werde geheiligt – ja, das soll er werden. Von allem Menschen – nicht nur die Christen sollen es versuchen.

 

Dein Wille geschehe – ja, unbedingt. Es geschieht so vieles in der Welt, was nicht dein Wille. So vieles an Unfrieden macht das Leben schwer – wobei wir immer leichter die Dinge sehen, die andere tun.

 

Dein Reich komme: Das sagt das gleiche noch einmal. Es soll endlich anfangen, Gottes Reich, in dem Friede ist, wo kein Leid mehr ist und kein Tod. Wo jeder unter seinem Weinstock und seinem Feigenbaum sitzt, ohne dass einer ihn aufstört. Darum bitten wir. Darum bitten die Christen eigentlich immer – aber besonders im Advent, in der Zeit, in der wir auf seine Ankunft warten.