Predigt am 9. Sonntag nach Trinitatis über Mt 13, 44-46 28. Juli 2013

 

44 Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, der im Acker vergraben war; den fand einer und vergrub ihn wieder. Und in seiner Freude geht er hin und verkauft alles, was er hat, und kauft jenen Acker.

45 Weiter: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Händler, der schöne Perlen suchte. 46 Als er aber eine besonders kostbare Perle fand, ging er hin, verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie.

Bei ihrer normalen Arbeit finden die beiden etwas.

 

Der erste ist wohl ein Landarbeiter. Er pflügt einen Acker, der ihm nicht gehört. Mit einmal ein Widerstand am Pflug. „Ein Stein,“ denkt er, und ärgert sich. „Ich muss ihn ausgraben, sonst macht er mir den Pflug kaputt.“ Er gräbt und merkt: das ist kein Stein. Ein Deckel, ein Verschluss: ein Kistchen. Vorsichtig hebt er es heraus und öffnet es – und ist geblendet von dem Reichtum, der sich ihm auftut.

 

Schnell schließt er das Kästchen und tut es zurück in sein Loch. Er schaut sich um: Ist jemand in der Nähe? Nein, ein Glück, niemand zu sehen.

 

Schnell das Loch wieder schließen – aber markieren, so dass er es wieder findet. Er pflügt weiter und es arbeitet fieberhaft in ihm: wie kann ich anstellen, an diesen Schatz zu kommen. Endlich die Idee: Ich kaufe den Acker. Dann gehört er mir – denn: was auf dem Acker ist, das ist dann meins.

 

Aber schon kommen neue Fragen: wie kann ich es machen, so dass mein Herr keinen Verdacht schöpft? Ich, der Landarbeiter komme zu ihm und biete ihm Geld für den Acker. Und woher soll ich das Geld nehmen – wir haben ja sowieso nicht genug zum Essen. Mein Vetter Sharon aus Betsaida wird es mir leihen – da spricht es sich nicht im Dorf herum. Gleich übermorgen gehe ich hin und rede mit ihm.

 

Aber: wie viel muss ich dem Herrn anbieten – und was sage ich, woher ich das Geld habe? Am besten erzähle ich ihm etwas von einer kleinen Erbschaft, ja, das könnte gehen.

 

Diese Nacht schläft er schlecht, die nächsten Nächte auch. Aber dann ist es so weit: Beim Schriftgelehrten verabreden die beiden den Kauf. Es ist sein Acker mit allem, was darin verborgen ist. Vor allem mit der Kiste, die er wiederfinden wird, denn er weiß: genau zwischen der Eibe und dem Dornbusch und so, dass man in einer Linie mit dem Weg steht, der vom Dorf kommt. Er findet ihn wieder.

Ganz ähnlich dem Kaufmann. Er ist kein reicher Mann. Die großen Geschäfte machen die anderen. Immer wieder begegnet er Dingen, die er sich nicht leisten kann. Aber dieses Mal ist es anders. Da wird ihm die Perle angeboten. „Sie war der Oma wichtig, 50 Denar müssten wir dafür haben, dann ist es in Ordnung!“

 

Er weiß, dass er sich die Perle eigentlich nicht leisten kann. Er weiß aber auch, dass der römische Hauptmann heiraten will – gerade vor ein paar Tagen hat er ihn nach Schmuck gefragt. Er sieht die Perle, sie ist leicht 150 wert. Aber: wird er sie wieder verkaufen können? Woher soll er die 50 nehmen?

 

„Ich nehme sie,“ hört er sich sagen, „morgen bekommt ihr die 50 Denar.“ Er weiß: dafür muss er alles verkaufen, was er hat. Er weiß: die Perle ist es wert.

 

Bei ihrer ganz normalen Arbeit finden die beide etwas und sie wissen: Das ist es. Das muss ich haben. Dafür lohnt es sich, alles herzugeben.

 

Und wir? Wo finde ich das Reich Gottes? Wo finden Sie es?

Ich glaube, es gibt zwei Antworten auf diese Frage. Es gibt die große Antwort. Die große Antwort, damit meine ich: Einmal in meinem Leben entdecke ich: auf diesen Jesus will ich vertrauen. Bei ihm will ich Gottes Reich suchen. Bei ihm habe ich den Anfang dieses Reiches schon gefunden.

 

Wir kennen die Geschichten von Menschen, denen das geschieht. Franz von Assisi zum Beispiel, der reiche Kaufmannssohn. Er steht von dem Kreuz der Kirche in St. Damiano, als der Gekreuzigte ihn anredet: Franziskus, geh und baue mein Haus wieder auf, das, wie du siehst, ganz und gar in Verfall gerät

 

Zuerst hat er das in Bezug auf das Kirchengebäude gemeint, er hat Spenden gesammelt und Baumaterial erbettelt. Als das nicht reichte, hat er Dinge aus dem Eigentum der Familie dazu genommen. Sein Vater wurde zornig, es kam zum Prozess. Franz zog sich demonstrativ nackt aus zum Zeichen, dass er von seinem Vater kein Geld mehr wollte.

 

Er hat dann den Orden gegründet, der in einer ganz anderen Weise die Kirche erneuert hat. Arm wurden sie, den Vögeln hat er gepredigt: eine ganz neue Art zu leben.

 

„Geh und baue mein Haus wieder auf,“ wenn der neue Papst sich nach Franz von Assisi nennt, dann sagt das schon: er möchte, auf seine Art einen ähnlichen Weg gehen. Er möchte, dass das Evangelium stärker in das Leben Kirche eingreift. Eine Maßnahme, die er ergriffen hat: die Gehälter der Bischöfe zu kürzen.

Orden sind Gemeinschaften von Menschen, die einen großen Schatz gefunden haben und alles dafür verkauft haben.

 

In der evangelischen Kirche ist der Hauptweg anders verlaufen. Die evangelischen Christen haben eher gefragt: wozu beruft mich Gott, wenn er mich gerade an diesen Ort im Leben stellt? Was für eine Möglichkeit eröffnet er mir, wenn er mir diesen Beruf gibt? Was für eine Aufgabe gibt er mir, wenn er mich in diese Familie stellt, wenn er diese Menschen an meiner Tür klingeln lässt?

 

Sozusagen die kleine Antwort. Die Antwort im Alltäglichen. Da, wo der Bauer und der Kaufmann den Schatz und die Perle gefunden haben. Mitten im Alltag entdecken: Gott ist da.

 

Gott ist da als der Vater, der alles in der Hand hält. Ich nehme zwei Vorgänge im täglichen Leben und sage Ihnen meine Einfälle dazu. Vielleicht sagen Sie: ja, das geht mir genau so. Vielleicht sagen Sie aber auch: bei mir ist das ganz anders.

 

Erstes Beispiel:

Was macht das für einen Unterschied, wenn ich mir morgens einen Tee koche oder einen Kaffee?

 

Ich denke an Gott den Schöpfer, der das Wasser geschaffen hat, diesen wunderbaren Stoff, ohne den wir nicht leben könnten, der Tee und Kaffeepflanzen wachsen lässt, der mächtige Kräfte in der Natur wirken lässt, die sich in Strom umsetzen lassen, so dass das Wasser heiß wird und den Pflanzen die Wirkstoffe entzieht: ein Getränk entsteht.

 

Ich denke an Jesus, den Bruder. Er hat mit Menschen gegessen und getrunken. Wenn ich allein meinen Tee und Kaffee trinke, dann bin ich nicht allein. Ich kann mit ihm besprechen, was ich am Tag vorhabe. Er hört zu. Wenn wir zu mehreren zusammen sitzen, dann erweitert er unsere Runde. Das ist der Sinn des Gebetes: Komm, Herr Jesu, sei du unser Gast.

 

Ich denke an Gott, den heiligen Geist, den Lebensgeist, der in der Welt weht. Ich bitte ihn, meinen Geist zu wecken, in Schwung zu bringen, ihn zu öffnen. In den nächtlichen Traumkreisen war er in sich selbst beschäftigt, jetzt soll er wahrnehmen, was um ihn ist und mitspielen in der Welt Gottes.

 

Eine andere alltägliche Beschäftigung – einkaufen.

 

Wie ist Gott der Schöpfer da anwesend? Bestimmt in der Vielfalt der Dinge, die in seiner Schöpfung möglich sind – produziert an vielen Orten der Welt von ganz verschiedenen Menschen. Sicherlich auch als Gott, der leidet unter schlechten Arbeitsbedingungen oder wo zu viel Energie durch weite Wege vergeudet wird.

 

Wie ist Jesus da anwesend, der Sohn? Als der der sich freut über die Gemeinschaft der Menschen, die entsteht. Jemand stellt etwas für mich her, damit ich besser leben kann. Aber auch als der, der die Ungerechtigkeit deutlich sieht, die in der Welt herrscht.

 

Und der heilige Geist? Vielleicht freut er sich über die Begegnungen im Laden, über ein Lächeln, eine nette Bemerkung. Wenn zwei Bekannte sich treffen, aufeinander zugehen, sich etwas sagen und sich gegenseitig zuhören. Wenn sie Zeit haben und bereit sind, sich gegenseitig ein kleines bisschen davon zu schenken.

 

Mit einmal ist er da, der Schatz der Gegenwart Gottes. Im Acker des Lebens leuchtet er auf.

 

Das ist eine Herausforderung: da hat sich Gott versteckt, da soll ich ihn finden. Ich soll seinen Impulsen folgen, den Impulsen der Freude Gottes in einer Zeit, die auf Verwertbarkeit drängt.

 

Aber vor allem ein Geschenk. Gott ist da an Orten, an denen wir ihn bestimmt nicht erwarten.