Predigt beim Mitarbeitergottesdienst über Jakobus 5, 13 -16 14. Oktober 2012

 

13 Geht es jemandem unter euch schlecht, so bete er; hat jemand Grund zur Freude, so singe er Gott ein Loblied! 14Ist jemand unter euch krank, so rufe er die Ältesten der Gemeinde zu sich. Die sollen ihn im Namen des Herrn mit Öl salben und über ihm beten. 15Und das Gebet des Glaubens wird den Ermatteten retten, und der Herr wird ihn aufrichten. Und wenn er Sünden begangen hat: Es wird ihm vergeben werden. 16 Bekennt einander also die Sünden und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet!


Am Schluss seines Briefes gibt Jakobus noch einmal klare Anweisungen: So können und sollen Christen das miteinander machen. Und zwar mit Worten. So sollen Christen miteinander kommunizieren.

 

Im Vers vor dem Predigttext steht: Christen sollen klar reden. Das Ja sei ein Ja und das Nein ein Nein. Es ist nicht nötig, zu schwören.

Und nach dem Predigttext geht es um Fürbitte – auch das ist etwas, was wir mit dem Mund tun können: Reden mit Gott.

 

Und im Predigttext? Da geht es um zwei Dinge.

 

Da lautet die erste Anweisung: Geht es jemanden schlecht, so bete erhat jemand Grund zur Freude, so singe er Gott ein Loblied!

Wir sollen mit Gott sprechen. Das tun wir nicht unbedingt von selbst. Weder im Leid noch in der Freude.

 

Das Sprichwort sagt: Not lehrt beten. Aber das ist nur die eine Seite. Leid kann auch sprachlos machen. Woher soll ich die Kraft nehmen zum Beten, wenn ich mitten drin stecke im Elend?

 

Denn Beten heißt ja doch mindestens: Worte finden. Das ansprechen, was mir Leid verursacht. Sozusagen mich daneben stellen und sagen: das ist es.

 

Der Jakobusbrief rät: Tut das. Sprecht euer Leid Gott gegenüber aus. Betet. Dann seid ihr nicht mehr allein mit eurem Leid.

 

Und – das hat Luther immer wieder betont: Gott möchte von uns angerufen werden. Er freut sich, wenn wir zu ihm beten. Er freut sich, wenn wir etwas von ihm erwarten. Das ehrt ihn, dass wir ihm etwas zutrauen. Zwei gute Gründe zum Beten, wenn wir in Not sind.

 

Wenn jemand Grund hat zur Freude, der singe Gott ein Loblied. Auch das leuchtet ein. Auch das hat zwei Seiten. Auf der einen Seite: Wenn ich Grund habe zur Freude, dann liegt das Singen nah – dann kann ich auch ein Loblied singen – direkt zu Gott.

 

Und: Ich kann mich natürlich auch einfach nur so freuen – mein Glück genießen, ohne an Gott zu denken.

 

Wenn ich das so sage, dann denke ich: Beten ist im Glück leichter als im Unglück, weil – das ist mein Eindruck – Glück öffnet mich, Unglück verschließt mich eher.

 

Aber darüber können wir gleich beim Mahl miteinander reden.

Dann kommt der Vers 14: Ist jemand unter euch krank, so rufe er die Ältesten der Gemeinde zu sich. Die sollen ihn im Namen des Herrn mit Öl salben und über ihm beten. 15Und das Gebet des Glaubens wird den Ermatteten retten, und der Herr wird ihn aufrichten. Und wenn er Sünden begangen hat: Es wird ihm vergeben werden.


Das ist fast das, was wir in diesem Gottesdienst anbieten. Wir werden uns die Hände auflegen und uns segnen lassen. Wir hoffen, dass das dabei geschieht: die Ermatteten bekommen neue Kraft für ihren Weg.

 

Ich finde es schön, dass diese Möglichkeit bei uns immer häufiger wird. Ich war am Mittwoch zu einer Konferenz in Hittfeld, da habe ich angeschlagen gesehen, dass genau jetzt dort auch so ein Gottesdienst stattfindet. Es müssen ja nicht unbedingt die Ältesten, die Kirchenvorsteher sein. Dieses Amt können auch andere tun. Kirchengemeinden lernen das Segnen wieder.

 

Und wenn er Sünden begangen hat – es wird ihm vergeben werden. Einerseits ein Gedanke, der uns fremd geworden ist, dass Krankheit mit Sünde zusammenhängt. Es wird ja auch nicht ausdrücklich gesagt. Es wird eher vorausgesetzt. Die Menschen haben sich das damals so vorgestellt – wer krank ist, könnte gesündigt haben, und: wer sündigt hat, könnte krank werden.

 

Andererseits: so weit weg ist der Gedanke bei uns ja auch nicht. Es gibt die in der Psychosomatik – da wird erforscht wie Körper und Seele zusammenhängen - gerade in Bezug auf Krankheiten.

 

Und: es gibt lebensbedingte Krankheiten. Es gibt kein Verhalten, mit dem ich sicher gesund bleibe. Aber: es gibt einige Verhaltensweisen mit denen ich ziemlich sicher krank werde.

 

Wenn man etwas weiter denkt, dann kann man auch sagen: wenn ich etwas tue, was nicht gesund ist, dann hängt das auch damit zusammen, dass ich nicht ganz der bin, der ich eigentlich sein sollte: ein Kind Gottes, das an seinem Ort in der Welt in Dankbarkeit lebt. Und genau das ist ja vielleicht die allgemeinste Beschreibung von Sünde: nicht an dem Ort der Welt, an dem Gott möchte, dass ich bin.

 

Der Zusammenhang zwischen Krankheit und Sünde – auf den zweiten Blick doch nicht so weit weg.

 

Aber: es geht ja um das Handauflegen. Es geht um den Segen. Es geht um gesund werden. Und da gibt es diesen Zusammenhang bestimmt. Gesund bin ich, wenn es in meinem Körper und in meiner Seele stimmt – auch zwischen mir und meinen Mitmenschen. Auch zwischen mir und Gott.

 

Der Segen sagt: es soll gut werden. In dir. Zwischen dir und Gott. Zwischen dir und den Menschen. Es wird gut werden.

 

Das ist dann auch das Fazit des Jakobusbriefs: Bekennt einander also die Sünden und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet! Das ganz entscheidende Wort ist: ἀλλήλοις einander.


Nicht der Priester, der allein Sünden vergeben kann. Nicht der Pastor, dessen Segen mehr zählt als der von jemand anderem. Einander sollen wir die Sünden bekennen, einander sollen wir füreinander beten. Keine Hierarchie, eine Gemeinschaft. Guckt euch um. Das sind die, die für euch beten sollen und die, für die ihr beten sollt.



Bei Mitarbeitergottesdiensten halten wir Agapemahl. Zum Gespräch beim Mahl  habe ich zwei Impulsfragen gestellt:

Wann fällt mir das Beten leichter – wenn es mir gut geht oder wenn es mir schlecht geht?

Wie erlebe ich Heilung? Wo wünsche ich sie mir? Woher erhoffe ich mir sie?