Predigt am Sonntag Rogate über 2. Mos 21, 1-14 25. Mai 2014

Begrüßung der neuen Vorkonfirmanden

 

 

 

 Das Volk aber sah, dass Mose lange nicht vom Berg herabkam. Da versammelte sich das Volk um Aaron, und sie sprachen zu ihm: Auf, mache uns Götter, die vor uns herziehen. Denn dieser Mose, der Mann, der uns aus dem Land Ägypten heraufgeführt hat – wir wissen nicht, was mit ihm geschehen ist. 2 Da sprach Aaron zu ihnen: Reisst die goldenen Ringe ab, die eure Frauen, eure Söhne und eure Töchter an den Ohren tragen, und bringt sie mir. 3Da rissen sich alle die goldenen Ringe ab, die sie an ihren Ohren trugen, und brachten sie Aaron. 4U nd er nahm es aus ihrer Hand und bearbeitete es mit dem Meissel und machte daraus ein gegossenes Kalb. Da sprachen sie: Das sind deine Götter, Israel, die dich aus dem Land Ägypten heraufgeführt haben! 5* Und Aaron sah es und baute davor einen Altar. Und Aaron rief und sprach: Morgen ist ein Fest für den HERRN. 6 Und früh am andern Morgen opferten sie Brandopfer und brachten Heilsopfer dar, und das Volk setzte sich, um zu essen und zu trinken. Dann standen sie auf, um sich zu vergnügen.

 

7 Da redete der HERR zu Mose: Geh, steige hinab. Denn dein Volk, das du aus dem Land Ägypten heraufgeführt hast, hat schändlich gehandelt. 8 Schon sind sie abgewichen von dem Weg, den ich ihnen geboten habe. Sie haben sich ein gegossenes Kalb gemacht und sich vor ihm niedergeworfen, ihm geopfert und gesagt: Das sind deine Götter, Israel, die dich aus dem Land Ägypten heraufgeführt haben. 9 Dann sprach der HERR zu Mose: Ich habe dieses Volk gesehen, und sieh, es ist ein halsstarriges Volk. 10 Und nun lass mich, dass mein Zorn gegen sie entbrenne und ich sie vernichte. Dich aber will ich zu einem großen Volk machen. 11 Da besänftigte Mose den HERRN, seinen Gott, und sprach: Warum, HERR, entbrennt dein Zorn gegen dein Volk, das du mit grosser Kraft und mit starker Hand aus dem Land Ägypten herausgeführt hast? 12 Warum sollen die Ägypter denken: In böser Absicht hat er sie hinausgeführt, um sie in den Bergen umzubringen und sie vom Erdboden zu vertilgen. Lass ab von deinem glühenden Zorn, und lass es dich reuen, dass deinem Volk Unheil droht. 13 Gedenke deiner Diener Abraham, Isaak und Israel, denen du bei dir selbst geschworen und zu denen du gesagt hast: Ich will eure Nachkommen mehren wie die Sterne des Himmels, und dieses ganze Land, von dem ich gesprochen habe, will ich euren Nachkommen geben, und sie werden es für immer in Besitz nehmen. 14 Da reute es den HERRN, dass er seinem Volk Unheil angedroht hatte.

 

 

Manchmal stehen Beziehungen auf der Kippe. In diesem Fall: Die Beziehung zwischen Israel und Gott.

 

 

Ich erzähle die Vorgeschichte: Israel war versklavt in Ägypten. Zwangsarbeit: Steine schleppen für die Pyramiden, Tag für Tag. Sie durften nicht über sich selbst bestimmen. Der Befehl kommt und dann geht es los.

 

 

Dann redet Gott Mose an: Ich habe das Schreien meines Volkes gehört. Ich schicke dich zum Pharao. Sag ihm: Lass mein Volk ziehn.

 

Mose antwortet: die Israeliten werden mich fragen: Wer bist du? Was für einen Namen hast du?

 

 

Gott antwortet: ich bin, der Ich bin. Ich bin mitgegangen mit euren Vorfahren. Mit euch will ich in die Freiheit gehen, in ein Land, in dem Milch und Honig fließen.

 

 

Mose geht los. Die Israeliten glauben ihm. Und der Pharao, der König von Ägypten? Wird der die Sklaven ziehen lassen? Mal sagt er: „Ihr spinnt, ihr bleibt hier!“, mal sagt er: „Ihr könnt gegen!“ Am Ende gelingt es. Sie sind unterwegs auf dem Weg in die Freiheit.

 

Aber der Weg ist weit. Wovon soll man sich in der Wüste ernähren. Immer wieder meckert das Volk. Immer wieder sagen die Menschen: In Ägypten gab es wenigstens etwas zu essen, aber hier????

 

 

Wenn Menschen nervös sind, dann gibt es leicht Streit. Die Regeln fehlen. Die Israeliten sagen: „Wir brauchen gute Regeln zum Zusammenleben. Wer gibt uns die?“

 

 

Gott sagt zu Mose: Komm auf den Berg, ich will dir Regeln geben. Berge waren damals etwas Göttliches. Da geht kein Mensch ungestraft hinauf. Wer Gott zu nah kommt, der stirbt. Gott ruft Mose und Mose kommt. Und Mose bleibt. Das mit den Regeln dauert. Da fängt die Geschichte an.

 

 

Die Leute vermuten: „diesmal hat es Mose zu weit getrieben. Er ist Gott zu nah gekommen. Der kommt nicht wieder.“

 

 

Und sie fragen sich: „Wie soll es mit uns weiter gehen?“

 

 

Einfache Antwort: „Wir brauchen etwas Handfestes. Einen Gott zum Anfassen!“ Sie machen aus Gold ein Stierkalb. „Das ist jetzt unser Gott“, sagen sie und feiern ein großes Fest – mich erinnert das immer ein bisschen an Lamborghini: ein Stier als Symbol von Power.

 

Aber dann kommt Mose wieder. Voller Zorn zerschmettert er die Gesetzestafeln, die Arbeit der langen Wochen mit Gott. Er fragt: „Wer von euch will sich denn jetzt zu diesem Gott halten?“

 

 

Und das passt genau zum Anfang des Konfirmandenunterrichts. Die Frage bekommt ihr neuen Konfirmanden nämlich am Ende gestellt. Das ist die Konfirmationsfrage.

 

 

Also für Euch, die jetzt ins zweite Konfirmandenjahr kommen noch knapp ein Jahr und für die, die sich neu anmelden noch knapp 2 Jahre.

 

 

Der ganze Konfirmandenunterricht ist die Vorbereitung auf diese Frage. Also: was muss ich wissen, damit ich am Ende sagen kann: ja, das will weiter glauben? Auf diesen Gott will ich mich verlassen – nicht auf die anderen Götter, die so protzig daherkommen. Das die Frage für den Unterricht.

 

 

Wir müssen im Unterricht herausfinden, was ihr braucht, damit ihr das gut beantworten könnt. Natürlich haben wir Unterrichtenden einen Plan. Aber ihr müsst genau auf Eure Fragen achten und sie stellen – sonst beantworten wir am Ende die falschen Fragen.

 

Die Geschichte, die wir vorhin gesehen haben, war ja wirklich kritisch. Gott ist so zornig auf das Volk geworden, dass Mose ganz schön kämpfen musste. Am Anfang hat Gott gesagt: „ich mache Schluss mit diesem Volk! Aus. Vorbei!“

 

 

Mose hat gekämpft. Mose hat Gott bei seiner Ehre gepackt. „Gott du hast das Volk aus Ägypten befreit. Was sollen jetzt die Leute denken, wenn Israel in der Wüste stirbt. Die Leute werden sagen: das ist ein schrecklicher Gott, der lockt ein Volk in die Wüste und vernichtet es dann. Auf den verlässt man sich besser nicht.“

 

Mose hat gekämpft und es hat noch einmal geklappt. Er durfte zu dem Volk gehen. Er durfte das Volk fragen. Das Volk durfte mit Gott weiter machen.

 

 

Wenn ich das höre, dann denke ich: ja, das brauche ich manchmal, dass jemand mit Gott redet und sagt: Der Ulrich Hahn, der kriegt manches nicht gut hin. Aber es wäre schön, Gott, wenn du trotzdem mit ihm weiter machst!“

 

 

Das ist Beten. Das ist ein ganz wichtiger Teil des Betens, dass wir füreinander sagen: Gott, sei doch freundlich zu dem, auch wenn er manchmal ein bisschen komisch ist.

 

 

Die Geschichte erzählt, dass es geklappt hat. Gott hat sich überreden lassen. Für diese Art von Gebet gibt es einen Fachausdruck. Es heißt Fürbittengebet. So ein Gebet kommt in jedem Gottesdienst vor.

 

 

Nachher werden es Konfirmanden mit uns beten. Diesmal ist es ein besonderes Fürbittengebet – es ist auf dem Vaterunser aufgebaut. Die Abschnitte des Vaterunsers kommen und dazwischen Einschübe.

 

 

Danach beten wir dann das Vaterunser noch einmal ohne Einschübe. Für andere beten.

 

 

Auch das mit dem Beten wichtig beim Konfirmandenunterricht. Vor allem für die Familien. Konfirmanden erzählen ja manchmal gar nicht so viel vom Unterricht – manchmal kann man das Wichtigste auch gar nicht erzählen.

 

 

In jedem Fall ist es wichtig, dass Sie, die Gemeinde, Sie, die Eltern, für dieses Unternehmen Konfirmandenunterricht beten. Dass etwas Gutes dabei herauskommt. Dass die Konfirmanden ihre Fragen formulieren können und die Unterrichtenden gute Antworten finden. Dass am Ende ein ehrliches „Ja“ herauskommt, wenn wir die Konfirmandenfrage stellen.

 

 

Nicht das Versprechen: ich werde immer glauben – das können wir nicht versprechen. Aber das Ja, das heißt: ich möchte mich auf diesen Gott verlassen, der damals Israel aus der Sklaverei geführt hat und der heute mich auf meinem Weg begleiten will.