Predigt am Pfingstsonntag über 1. Kor 2, 12 -16 27. Mai 2012

 

12 Wir aber haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der von Gott kommt, damit wir verstehen, was uns von Gott geschenkt worden ist.

13 Und davon reden wir, nicht mit Worten, wie menschliche Weisheit sie lehrt, sondern mit Worten, wie der Geist sie lehrt, indem wir für Geistliches geistliche Bilder brauchen. 14 Der natürliche Mensch aber erfasst nicht, was aus dem Geist Gottes kommt, denn für ihn ist es Torheit; und er kann es nicht erkennen, weil es nur geistlich zu beurteilen ist. 15 Wer aber aus dem Geist lebt, beurteilt alles, er selbst aber wird von niemandem beurteilt. 16 Denn wer hätte die Gedanken des Herrn erkannt, dass er ihn unterwiese? Wir aber haben die Gedanken Christi.

Mit einmal erfüllt ein neuer Geist die Welt und die Kirche. Wir haben es in der Epistel gehört. Der Geist hat eine enorme Kraft. Bevor er kam versammeln sich die Jünger. In den Geschichten von Ostern wird erzählt, dass sie Angst haben und die Türen schließen.

Als der Geist kommt, gehen sie nach draußen. Sie predigen die großen Taten Gottes.

Es sind Fischer, vielleicht Bauern. Jetzt reden sie in Sprachen, bei denen schon der Name schwer auszusprechen ist. Und die Menschen verstehen es.

Die es sehen, sind entsetzt. Sie verstehen die Sprache. Sie verstehen nicht, was los ist. Da bricht eine neue Wirklichkeit ein. Völlig unabsehbar, was das für Konsequenzen hat.

Andere verweigern sich und sagen: die sind betrunken.

So erzählt Lukas vom heiligen Geist.

Ganz anders Paulus. Er erzählt vom Geist, der uns mit nimmt auf eine Reise in die Geheimnisse Gottes. Warum erzählt er so vom Geist?

Die Christen in Korinth streiten sich. Paulus möchte, dass sie zusammen halten.

Sie streiten sich, denn manche in Korinth halten Weisheit für das Allerwichtigste.

Sie forschen nach geheimen Zusammenhängen in der Welt. Wer die Kraftfelder erkennt, die Geheimnisse durchschaut, der kommt weiter. Es gibt Eingeweihte und andere, die noch nicht so weit sind. Es kommt darauf, die richtigen Zeiten zu erkennen – eben die geheimen Strukturen der Welt..

Paulus widerspricht. Er sagt: Das Geheimnis des christlichen Glaubens ist anders. Es ist das Kreuz. Für die Juden ist es ein Ärgernis, für die Griechen eine Torheit. Dieses Kreuz von Jesus ist das Geheimnis der Erlösung. Mehr brauchen wir nicht zu wissen.

Es gibt andere in Korinth, die halten Begeisterung für das Allerwichtigste. In Ekstase verfallen, in Zungen reden

Auch sie korrigiert Paulus. Das ist schön, sagt er, wenn ihr in Zungen redet. Aber am Ende ist der Klartext wichtiger. Weniger die überschwängliche Begeisterung. Mehr der Hinweis auf etwas, was überhaupt nicht schön aussieht: auf das Kreuz. Im Kreuz liegt das Heil. Das ist überhaupt nicht selbstverständlich. Dafür brauchen wir Worte, die so klar wie möglich sind.

Das ist der erste Durchgang.

Zum zweiten Durchgang gehört der Predigttext.

Nebenbei: Das ist ja auch der normale Weg, wie man gut mit einem Streit umgeht. Das erste, was wichtig ist: Stoppen, unterbrechen. So lange sich zwei miteinander prügeln, kann man keinen Frieden stiften.

Und das zweite ist: Konstruktiv überlegen, wie es weitergehen kann. Wie kann der Frieden zwischen uns gestaltet werden? Wo brauche ich dich und wo brauchst du mich?

Ein Frieden braucht eine gemeinsame Wahrheit. Carl-Friedrich von Weizsäcker hat es einmal so formuliert: der Frieden ist der Leib einer Wahrheit. Der Frieden ist die Verkörperung dessen, was wir gemeinsam als Wahrheit erkannt haben.

Zu welcher Wahrheit lädt Paulus die Korinther ein?

Er lädt die Korinther ein, mit ihm die Wahrheit Gottes zu erkennen. Wie kann man die Wahrheit Gottes erkennen? Nur durch den heiligen Geist, sagt er.

Denn, so Paulus: der Geist ist es ja, der die Tiefen von Gott erforscht. Sozusagen die Logik Gottes. Oder man könnte sagen: die Binnenstrukturen Gottes – wenn das nicht so technisch klingen würde. Wo Gottes Herz schlägt.

Was erkennt den Paulus durch den Geist im Zentrum Gottes?

Das wird Sie nicht überraschen: er sieht das Kreuz.

Paulus sagt: Der Geist nimmt euch mit auf einen Weg in die Tiefen Gottes. Dort werdet ihr Jesus Christus finden. Genau im Zentrum. Den, der für uns gestorben ist und auferstanden.

Paulus sagt das den Korinthern, die nach Weisheit streben und nach tiefsinniger Erkenntnis.

Und merkt ihr, fragt Paulus, da würdet ihr von selbst nicht die Weisheit finden?

Von selbst würdet ihr die Weisheit eher in der Harmonie der Sphären suchen oder im sanften Schwingen von Yin und Yang. Von selbst würdet ihr die Weisheit suchen in der Beobachtung der Sterne und der Mondperioden. Ihr wärt damit nicht in den Kern vorgestoßen.

Im Kern ist: Gottes Liebe, die sich am Kreuz von Jesus Christus zeigt. Im Kern ist der Weg der Erniedrigung, den Gott geht. Dass er sich selbst aufgibt, so wie ein Weizenkorn, das in die Erde fällt.

Im Kern ist die Auferstehung. Die Hoffnung, dass diese Liebe von Gott am Ende stärker ist als alles andere, stärker als meine Gedanken, die immer wieder andere ausgrenzen.

Paulus sagt weiter: Menschen, die von seinem Geist erfüllt sind, verstehen das. Die anderen – wenn sie ehrlich zu sich sind – stehen davor und verstehen nicht, was da im Herzen Gottes vor sich geht.

So erzählt Paulus vom Geist.

Ob das den streitenden Korinthern hilft? So ganz genau weiß man es natürlich nicht. Aber es gibt ein wichtiges Argument, dass es geholfen hat: den 1. und den 2. Korintherbrief. Denn: man bewahrt ja nur Briefe auf, die einem wichtig sind. Einen Brief, der mich nur ärgert, verschwindet doch ziemlich schnell.

Was heißt das für den Geist? Was lernen wir über ihn, wenn wir den Brief von Paulus neben die Erzählung von Lukas stellen?

Wir lernen, dass beides zusammengehört. Da ist der überschwängliche Geist, der die Jünger in neuen Sprachen reden lässt, der die Auferstehung feiert, der den Jüngern Schwung und Energie gibt. Dieser Geist gehört zusammen mit dem Geist, der uns das Kreuz verstehen lehrt. Weil Auferstehung und Kreuz zusammen gehören.

In dieser Welt gehört zum Glauben das Leid, das Mitleiden mit Christus und das Mitleiden mit denen, die Schmerzen haben und unterdrückt werden. Der heilige Geist sagt uns: Im Leiden von Christus verstehst du, wer Gott ist.

Zum Glauben gehört der Jubel über die Auferstehung, der Triumph Gottes über den Tod. Der Geist lehrt uns mitzujubeln. Manchen von uns gibt er unaussprechliche Worte in den Mund, anderen unausdenkbare Gedanken. So, dass man von außen die Christen für betrunken halten kann.

Kann man das beides in einem? Jubel und Mitleiden? Freude und Schmerz? Ich bin doch entweder traurig oder vergnügt. Oder geht es vielleicht doch? Ich nenne zwei Beispiele aus der Musik.

Karl Barth meinte: in der Musik von Mozart geht das. Ich zitiere: Da ist kein Licht, das nicht auch das Dunkel kennte, keine Freude, die nicht auch das Leid in sich schlösse, aber auch umgekehrt: kein Erschrecken, kein Zorn kein Klage, der nicht der Friede in irgendeiner Nähe oder Ferne zur Seite träte. Kein Lachen ohne Weinen also, aber auch keine Weinen ohne Lachen.

Kein Wunder, dass Karl Barth in der Musik von Mozart ein weltliches Gleichnis des Himmelreiches sieht.

Für mich bringen viele Stücke im Jazz das Leid und die Vorfreude nach seiner Überwindung zusammen. Die Vorfreud auf die Herrschaft Gottes. Der Protest gegen das, was nicht so bleiben darf – zusammen mit der Perspektive auf den, der kommen soll.

Der heilige Geist lässt uns das Herz Gottes verstehen.

So spannt er uns aus zwischen Leid und Freude, zwischen Protest und Hoffnung. So begleitet er uns auf unserem Weg

Mit einmal erfüllt ein neuer Geist die Welt und die Kirche. Wir haben es in der Epistel gehört. Der Geist hat eine enorme Kraft. Bevor er kam versammeln sich die Jünger. In den Geschichten von Ostern wird erzählt, dass sie Angst haben und die Türen schließen.

Als der Geist kommt, gehen sie nach draußen. Sie predigen die großen Taten Gottes.

Es sind Fischer, vielleicht Bauern. Jetzt reden sie in Sprachen, bei denen schon der Name schwer auszusprechen ist. Und die Menschen verstehen es.

Die es sehen, sind entsetzt. Sie verstehen die Sprache. Sie verstehen nicht, was los ist. Da bricht eine neue Wirklichkeit ein. Völlig unabsehbar, was das für Konsequenzen hat.

Andere verweigern sich und sagen: die sind betrunken.

So erzählt Lukas vom heiligen Geist.

Ganz anders Paulus. Er erzählt vom Geist, der uns mit nimmt auf eine Reise in die Geheimnisse Gottes. Warum erzählt er so vom Geist?

Die Christen in Korinth streiten sich. Paulus möchte, dass sie zusammen halten.

Sie streiten sich, denn manche in Korinth halten Weisheit für das Allerwichtigste.

Sie forschen nach geheimen Zusammenhängen in der Welt. Wer die Kraftfelder erkennt, die Geheimnisse durchschaut, der kommt weiter. Es gibt Eingeweihte und andere, die noch nicht so weit sind. Es kommt darauf, die richtigen Zeiten zu erkennen – eben die geheimen Strukturen der Welt..

Paulus widerspricht. Er sagt: Das Geheimnis des christlichen Glaubens ist anders. Es ist das Kreuz. Für die Juden ist es ein Ärgernis, für die Griechen eine Torheit. Dieses Kreuz von Jesus ist das Geheimnis der Erlösung. Mehr brauchen wir nicht zu wissen.

Es gibt andere in Korinth, die halten Begeisterung für das Allerwichtigste. In Ekstase verfallen, in Zungen reden

Auch sie korrigiert Paulus. Das ist schön, sagt er, wenn ihr in Zungen redet. Aber am Ende ist der Klartext wichtiger. Weniger die überschwängliche Begeisterung. Mehr der Hinweis auf etwas, was überhaupt nicht schön aussieht: auf das Kreuz. Im Kreuz liegt das Heil. Das ist überhaupt nicht selbstverständlich. Dafür brauchen wir Worte, die so klar wie möglich sind.

Das ist der erste Durchgang.

Zum zweiten Durchgang gehört der Predigttext.

Nebenbei: Das ist ja auch der normale Weg, wie man gut mit einem Streit umgeht. Das erste, was wichtig ist: Stoppen, unterbrechen. So lange sich zwei miteinander prügeln, kann man keinen Frieden stiften.

Und das zweite ist: Konstruktiv überlegen, wie es weitergehen kann. Wie kann der Frieden zwischen uns gestaltet werden? Wo brauche ich dich und wo brauchst du mich?

Ein Frieden braucht eine gemeinsame Wahrheit. Carl-Friedrich von Weizsäcker hat es einmal so formuliert: der Frieden ist der Leib einer Wahrheit. Der Frieden ist die Verkörperung dessen, was wir gemeinsam als Wahrheit erkannt haben.

Zu welcher Wahrheit lädt Paulus die Korinther ein?

Er lädt die Korinther ein, mit ihm die Wahrheit Gottes zu erkennen. Wie kann man die Wahrheit Gottes erkennen? Nur durch den heiligen Geist, sagt er.

Denn, so Paulus: der Geist ist es ja, der die Tiefen von Gott erforscht. Sozusagen die Logik Gottes. Oder man könnte sagen: die Binnenstrukturen Gottes – wenn das nicht so technisch klingen würde. Wo Gottes Herz schlägt.

Was erkennt den Paulus durch den Geist im Zentrum Gottes?

Das wird Sie nicht überraschen: er sieht das Kreuz.

Paulus sagt: Der Geist nimmt euch mit auf einen Weg in die Tiefen Gottes. Dort werdet ihr Jesus Christus finden. Genau im Zentrum. Den, der für uns gestorben ist und auferstanden.

Paulus sagt das den Korinthern, die nach Weisheit streben und nach tiefsinniger Erkenntnis.

Und merkt ihr, fragt Paulus, da würdet ihr von selbst nicht die Weisheit finden?

Von selbst würdet ihr die Weisheit eher in der Harmonie der Sphären suchen oder im sanften Schwingen von Yin und Yang. Von selbst würdet ihr die Weisheit suchen in der Beobachtung der Sterne und der Mondperioden. Ihr wärt damit nicht in den Kern vorgestoßen.

Im Kern ist: Gottes Liebe, die sich am Kreuz von Jesus Christus zeigt. Im Kern ist der Weg der Erniedrigung, den Gott geht. Dass er sich selbst aufgibt, so wie ein Weizenkorn, das in die Erde fällt.

Im Kern ist die Auferstehung. Die Hoffnung, dass diese Liebe von Gott am Ende stärker ist als alles andere, stärker als meine Gedanken, die immer wieder andere ausgrenzen.

Paulus sagt weiter: Menschen, die von seinem Geist erfüllt sind, verstehen das. Die anderen – wenn sie ehrlich zu sich sind – stehen davor und verstehen nicht, was da im Herzen Gottes vor sich geht.

So erzählt Paulus vom Geist.

Ob das den streitenden Korinthern hilft? So ganz genau weiß man es natürlich nicht. Aber es gibt ein wichtiges Argument, dass es geholfen hat: den 1. und den 2. Korintherbrief. Denn: man bewahrt ja nur Briefe auf, die einem wichtig sind. Einen Brief, der mich nur ärgert, verschwindet doch ziemlich schnell.

Was heißt das für den Geist? Was lernen wir über ihn, wenn wir den Brief von Paulus neben die Erzählung von Lukas stellen?

Wir lernen, dass beides zusammengehört. Da ist der überschwängliche Geist, der die Jünger in neuen Sprachen reden lässt, der die Auferstehung feiert, der den Jüngern Schwung und Energie gibt. Dieser Geist gehört zusammen mit dem Geist, der uns das Kreuz verstehen lehrt. Weil Auferstehung und Kreuz zusammen gehören.

In dieser Welt gehört zum Glauben das Leid, das Mitleiden mit Christus und das Mitleiden mit denen, die Schmerzen haben und unterdrückt werden. Der heilige Geist sagt uns: Im Leiden von Christus verstehst du, wer Gott ist.

Zum Glauben gehört der Jubel über die Auferstehung, der Triumph Gottes über den Tod. Der Geist lehrt uns mitzujubeln. Manchen von uns gibt er unaussprechliche Worte in den Mund, anderen unausdenkbare Gedanken. So, dass man von außen die Christen für betrunken halten kann.

Kann man das beides in einem? Jubel und Mitleiden? Freude und Schmerz? Ich bin doch entweder traurig oder vergnügt. Oder geht es vielleicht doch? Ich nenne zwei Beispiele aus der Musik.

Karl Barth meinte: in der Musik von Mozart geht das. Ich zitiere: Da ist kein Licht, das nicht auch das Dunkel kennte, keine Freude, die nicht auch das Leid in sich schlösse, aber auch umgekehrt: kein Erschrecken, kein Zorn kein Klage, der nicht der Friede in irgendeiner Nähe oder Ferne zur Seite träte. Kein Lachen ohne Weinen also, aber auch keine Weinen ohne Lachen.

Kein Wunder, dass Karl Barth in der Musik von Mozart ein weltliches Gleichnis des Himmelreiches sieht.

Für mich bringen viele Stücke im Jazz das Leid und die Vorfreude nach seiner Überwindung zusammen. Die Vorfreud auf die Herrschaft Gottes. Der Protest gegen das, was nicht so bleiben darf – zusammen mit der Perspektive auf den, der kommen soll.

Der heilige Geist lässt uns das Herz Gottes verstehen.

So spannt er uns aus zwischen Leid und Freude, zwischen Protest und Hoffnung. So begleitet er uns auf unserem Weg